gestern bestaunte ich einen beitrag auf orf-iptv, in dem afghanische behörden einige tonnen drogen mit benzin überschütteten und abfackelten.
so it goes.
gleichzeitig fand ich es besonders interessant, dass bei den vor den lodernden flammen stattfindenden interviews alle ein wenig, hm, sediert wirkten.
ebenfalls bemerkenswert: alle waren wie für ein begräbnis angezogen, so als wollten sie sagen: he leute! wir sind arme schweine - und wenn wir diese drogen nicht verkaufen dürfen, dann haben unsere kinder morgen nix zu beißen.
global gesehen ist es ein kompetitiver markt des todes: entweder unsere kids gehen vor die hunde, weil sie das zeug nehmen, oder deren, weil wir ihnen den drogenverkauf als existenzgrundlage wegnehmen.
so it goes.
so it goes.
gleichzeitig fand ich es besonders interessant, dass bei den vor den lodernden flammen stattfindenden interviews alle ein wenig, hm, sediert wirkten.
ebenfalls bemerkenswert: alle waren wie für ein begräbnis angezogen, so als wollten sie sagen: he leute! wir sind arme schweine - und wenn wir diese drogen nicht verkaufen dürfen, dann haben unsere kinder morgen nix zu beißen.
global gesehen ist es ein kompetitiver markt des todes: entweder unsere kids gehen vor die hunde, weil sie das zeug nehmen, oder deren, weil wir ihnen den drogenverkauf als existenzgrundlage wegnehmen.
so it goes.
Fiercedragon - am Mo, 9. Okt. 2006, 11:25
theswiss meinte am 9. Okt, 13:42:
wie ging das nochmal .. Ich fühle mich krank und gehe zum Arzt. der will ja schliesslich auch leben.
Der Doc verschreibt mir Medis, die Pharmaindustrie muss ja auch leben.
Die Medis kaufe ich beim Apotheker, der will ja auch leben.
Zuhause schmeiss ich das Zeug dann weg, ich will ja auch leben...
Fiercedragon antwortete am 9. Okt, 16:04:
Nun, ohne geht's natürlich auch, das ist schon klar. Allerdings sind die Erträge, die die Spaßmacher abwerfen, ungleich höher wie "herkömmliche" Agrarprodukte.
darkrond meinte am 9. Okt, 18:44:
kleiner fachlicher einwand
laut bundesgesundheitsministerium sind 82 prozent der toten im zusammenhang mit illegalisierten drogen auf unbeabsichtigte überdosierungen zurückzuführen, weil die leute auf dem schwarzmarkt ganz einfach nicht wissen, was tatsächlich in dem zeug drin ist und wieviel jeweils. 12 prozent sind beabsichtigte überdosierungen (suizide) wegen der elenden lage, in der viele junkies sich befinden. die restlichen 6 prozent werden unter "sonstige gründe" subsummiert. daraus folgere ich, dass die allermeisten toten im zusammenhang mit illegalisierten drogen weniger drogentote als eher drogenpolitiktote sind. hätten sie eine möglichkeit, ihr zeug auf legalem wege zu bekommen, z.b. über die heroinverschreibung, die in modellversuchen überaus erfolgreich getestet wurde, müssten sie nicht sterben. damit wäre den drogenkonsumenten geholfen und den mohnbauern in afghansistan eventuell auch.
Fiercedragon antwortete am 9. Okt, 20:43:
hm. das liest sich ja alles recht nett.gleichzeitig bin ich in großer sorge ob der statistik: denn was sagt sie denn aus? das ist ja nix anderes als in zahlen ausgedrückte vergangenheit - einen weg raus aus dem dilemma weisen sie nicht. einen schlüssigen beweis für die konjunktivische theorie "hätt ma legales heroin gäbs weniger drogentote" geben modellversuche IMO nicht.
was damit wirklich reduziert werden kann ist die beschaffungskriminalität - und das ist es, womit die entsprechende regierung dann beim volk punktet. tatsächlich ist es eine maßnahme die einzig dafür sorgt, dass die junkies uns "normalos" weniger stören! keine herumlungernden gestalten mehr (oder zumindest unter strenger beaufsichtigung), weniger anzeigen bei der polizei. das problem der drogentoten löst das noch nicht. und ob die afghanis was lernen, womit sie sich selbst ernähren können ohne drogen zu erzeugen ist doch "dem westen" (lies: uns allen) in wahrheit völlig schnurz.
darkrond antwortete am 9. Okt, 21:13:
womit die regierung zu punkten gedenkt, ist mir zunächst mal wurscht. wenn es was sinnvolles ist, freu ich mich drüber. wenn es was sinnloses ist, ärger ich mich.wenn es weniger beschaffungskriminalität gibt, soll mir das recht sein. dann freu ich mich für die omis, die auf der straße weniger angst hat.
aber warum sagen die zahlen nichts aus? vielleicht noch eine weitere anregung: seit es fixerstuben gibt, ist in diesen noch kein junkie gestorben, weil dort unmittelbar interveniert werden kann, wenn einer zuviel oder zu schlechtes zeug intus bekommt. in den modellversuchen in der schweiz und deutschland ist ebenfalls kein junkie gestorben - und eine unmittelbare intervention war aufgrund sauberen und korrekt dosierten heroins nicht einmal nötig. für mich IST das eine verbesserung für die betroffenen. dazu kommt, dass die abhängigen nicht mehr bis zu 12 stunden täglich für ihren stoff unterwegs sein müssen, und dadurch freiraum gewinnen konnten, sich um sich selbst, ihren gesundheitlichen und sozialen zustand zu kümmern. DAS finde ich wichtig dabei. und es stützt meine these, dass eine legale zugangsmöglichkeit zu heroin eine lebenrettende maßnahme ist.
zu den afghanischen bauern: simples problem für sie ist, dass in der kargen berglandschaft keine andere kulturpflanze gedeiht. schon gleich far keine, mit der sie ihr dasein fristen können. ihnen bleibt nichts anderes, als mohn anzubauen oder in die slums der großen städte zu ziehen. deswegen ist z.b. der versuch der anbausubstitution beim coca in südamerika schief gegangen. substituion lohnt sich einfach nicht für die bauern, sondern treibt sie eher noch weiter ins elend. (würde man den anbau aus der illegalität holen, hätte man im übrigen endlich überhaupt mal eine möglichkeit, dort regulierend einzugreifen.)
Fiercedragon antwortete am 9. Okt, 22:38:
du rettest dann leben, wenn du soziale (und damit meine ich familiäre wie staatliche) rahmenbedingungen schaffst, die drogenkonsum bei den kids als das rüberbringen, was es ist: von allen wahlmöglichkeiten, die sie im leben haben, eine der miesesten.zahlen und statistiken sagen deshalb nichts über die zukunft aus, weil sie immer ein abbild der vergangenheit sind. die größten irrtümer, gerade am sozialen und wirtschaftlichen sektor sind deshalb entstanden, weil politiker und manager glaubten und glauben, aus den daten der vergangenheit auf das verhalten komplexer systeme in der zukunft schliessen zu können.
nehmen wir für einen moment an deine these würde stimmen, wir führen heroin auf krankenschein ein und alle betroffenen konsumieren glücklich sauberes heroin aus biologischem anbau aus der afghanisch-pakistanischen grenzregion.
alle sind glücklich.
alle?
nicht ganz: denn was ist mit den pcp, mdma, koks, crack, lsd, methamphetamin, lösungsmittel, beruhigungsmittel, schmerzmittel und anderen usern? tu ma die auf heroin umgewöhnen und dann auch unserem glückverheissenden programm zuführen?
dass da keine andere kulturpflanze gedeiht halt ich für ein gerücht. wie haben sich denn die afghanischen bauern ernährt als es noch keinen globalen drogenmarkt gab?
die ursache ist wohl eher eine klar marktwirtschaftliche: es gibt jede menge nachfrage nach den speziellen mohnprodukten, afghanistan kann liefern und die margen sind für alle beteiligten gut bis sehr gut. so why change it?
darkrond antwortete am 11. Okt, 00:33:
wir haben rahmenbedingungen, die drogenkonsum als böse und schlecht rüberbringen. das ist zum einen regierungsprogramm und zum anderen die einstellung der allermeisten eltern. allerdings haben wir junge menschen, die von anderen jungen menschen erfahren, dass diese einseitigkeit offensichtlich so treffsicher nicht ist. und spätestens, wenn sie zum ersten mal selbst gekifft haben, stellen sie fest, dass sie von eltern und regierung offenbar verarscht werden. und wem werden die jungen leute eher glauben? einer regierung, die von ganz weit weg über ihre köpfe hinweg ihre prohibitiven mantren predigt? ihren eltern, die von der materie keine ahnung haben? oder ihren freunden, die ja irgendwie zu wissen scheinen, was sie da so toll finden?vielleicht hierzu mal eine kritik an dich: wenn drogenkonsum eine der "miesten wahlmöglichkeiten" im leben ist, warum betreibst du dann eine eigene komplette rubrik, die sich der verherrlichung der droge mit den heftigsten sozialen folgekosten widmet? jeder kleine kiffer wird dir das stante pede als heuchlerische doppelmoral ankreiden.
vielleicht können wir unseren dissens ja an einer grundaussage festmachen, die jeweils hinter unseren beiträgen steht: deiner aussage nach sind drogen per se schlecht. (wobei du ja offenbar alkohol ausnimmst, der für mich aber genauso eine droge ist.) ich halte aber drogen weder für gut noch für schlecht. ich halte drogen für eine art werkzeug, ähnlich einem hammer. wenn ich ihn sachgerecht verwende, kann ich mit ihm einen hammer in die wand schlagen und ein schönes bild aufhängen. wenn ich ihn nicht sachgerecht verwende, schlage ich mir den daumen kaputt. ähnlich sehe ich es mit drogen. sachgerechter gebrauch kann sehr bereichernd für mein leben sein. unsachgerechter gebrauch hingegen bringt mich und meine gesundheit in gefahr.
egal, wie jemand persönlich zu drogen steht, muss man doch zumindest realistisch zur kenntnis nehmen, dass das drogenverbot die leute nicht davon abhält, sie zu nehmen. aus meiner sicht muss ich, wenn ich das realisiere, nach wegen suchen, wie die gesundheitlichen risiken auch beim bestehen dieser realität verringert werden können. und ich denke, dass geht unter regulierten bedingungen weit besser, als unter den heute fast völlig deregulierten bedingungen der illegalität. (die einzige regulation besteht darin, durch massive und kostspielige repression die preise hochzuhalten.)